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Wohnraumknappheit ist in aller Munde, nun will die Stadtverwaltung Hildesheim den Wasserkamp in Itzum zeitnah zu einem neuen großen Baugebiet mit 600 oder neuerdings sogar 700 Wohneinheiten machen.
Hört sich gut an? Das soll es auch.
Nicht erwähnt wird dabei, dass dieses Projekt für viele Einwohner/innen tatsächlich negative Auswirkungen hätte. Die ergibt sich indirekt dann, wenn viele Millionen aus dem begrenzten Stadthaushalt bereits im Zuge der Vorprüfungen ausgegeben werden und dann an anderer Stelle fehlen, was bei Nutzung eines alternativen Areals nicht anfallen würde; vergleichbar entstehen unnötige Folgekosten.
Aus einem neuen Stadtviertel in Itzum erfolgt eine noch größere Lärmbelastung der Anwohner/innen der hinführenden Straßen. Die Bebauung des Areals erhöht zudem die Gefahr von Hochwasser an der Innerste nahen Orten in der Stadt, da durch Versiegelung die Funktion des Wasserkamps, Wasser zu halten, eingeschränkt wird. Auch die Belüftung der Innenstadt über die Innerste kann nur über einen unbebauten Wasserkamp erfolgen. In Zeiten, in denen ein Hitzerekord den anderen jagt, ist diese Leistung des Wasserkamps nicht zu unterschätzen.
Die klimaschädlichen Folgen für die ganze Stadt und die ökologischen Schäden dieses Ortes als Baugebiet insgesamt werden vergleichbar heruntergespielt – nicht zuletzt ist die Gefährdung des angrenzenden Flora-Fauna-Habitats und Naturschutzgebietes Am roten Steine nicht hinnehmbar und verstößt gegen geltendes EU-Recht zur Bewahrung entsprechender Schutzgebiete.
Eine greifbarere Illustration der Nutzlosigkeit des Bauvorhabens liegt seit Ende 2021 durch den neuesten Wohnungsmarktbericht der Niedersächsischen Förderbank vor – spätestens ab 2025 werden die Sterbefälle die Geburten in Niedersachsen sehr deutlich übersteigen. Danach sinkt die Bevölkerungszahl. Neubauten werden allenfalls noch als Ersatzbedarf für überalterte Gebäude gebraucht. Ersatzbedarf muss aber nicht „auf dem grünen Acker“ wie dem Wasserkamp geschaffen werden, sondern in den alten, gewachsenen Quartieren (https://www.nbank.de/Blickpunkt/Neuer-Wohnungsmarktbericht-2021-2022-erschienen.jsp).
Argumente für eine Bebauung lassen sich letztlich nur finden aus Sicht derjenigen Personen, die zuletzt die hochpreisigen Grundstücke mit unverbaubarem Blick dort erwerben dürfen, sowie aus der der Investoren dieser Bauvorhaben, also Nutznießer der entsprechenden Immobiliengeschäfte. Theoretisch würden auch Personen profitieren, die dann dort ihre Sozialwohnungen beziehen dürften, jedoch ließe sich der entsprechende Bedarf auch anderweitig decken, weshalb dies tatsächlich keinesfalls Argument für eine Bebauung ist. Bei den aktuellen Preisentwicklungen auch für Baukosten ist zudem mehr als zweifelhaft, dass solche Wohnungen dort überhaupt bezahlbar – und damit sozial – wären.
So ist – vergleichbar den leeren Versprechungen bzgl. des Bahnübergangs am Ostend – auch die Inaussichtstellung dieser Sozialwohnungen scheinbar hauptsächlich dafür geeignet, Akzeptanz in der Öffentlichkeit zu erreichen. Wenn diese nicht von selbst kommt, kann auch schon mal etwas nachgeholfen werden: So wurde 2022 eine Umfrage durchgeführt, wie der geneigte Souverän denn die Gestaltung des zukünftigen Wohnviertels Wasserkamp wünsche – dass die Durchführbarkeit noch nicht feststeht und sich viele Teilnehmer/innen gegen die Bebauung aussprachen, schien bei der Auswertung nicht von Relevanz.
Auf diesen Seiten stellen wir die komplexen Hintergründe der geplanten Bebbaung, die entsprechenden Problematiken und die Schwerpunkte unserer diesbezüglichen Arbeit vor.
Ankündigungen zu Veranstaltungen etc. finden sich unter Aktuelles.
Panoramablick über den Wasserkamp
Friedrich Schmidt aus Itzum hat ein Panoramabild vom Wasserkamp hergestellt. Unter diesem Link zeigt er, wie weit und offen die Landschaft ist und was uns nach den Plänen der Stadtverwaltung abhanden kommen soll:
https://friedrich-schmidt.eu/panorama/Hildesheim-2018/wasserkamp/index.html
(c) Friedrich Schmidt